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PULS Lesereihe in Nürnberg Die Utopien haben gesiegt!

Was für ein Herzschlagfinale! Julian Ignatowitsch hat sich die Krone der PULS Lesereihe geholt. In den ehrwürdigen Hallen des Neuen Museums in Nürnberg konnte er mit seinem utopischen Text die meisten Publikumsstimmen einheimsen.

Von: Felicia Reinstädt

Stand: 25.10.2013 | Archiv

"Wir brauchen Utopien!" Mit diesem Satz hatte Julian Ignatowitsch das Publikum eigentlich schon auf seiner Seite. Ausschlaggebend war dann aber natürlich sein aus vier Monologen bestehender Text, in dem sich unter anderem eine verplante Checkerbraut mit zwei Club-Türstehern anlegt.

Julian Ignatowitsch Utopie I-IV

Hier überzeugte Julian nicht nur mit ordentlich Sprachwitz, sondern auch durch eine facettenreiche Performance. Denn wer kann schon von sich behaupten, dass er sowohl 1-A-Ghettoslang, also auch feinstes Sozialistendeutsch imitieren kann. Julian jedenfalls ging voll auf in seinen vier Rollen und überzeugte so die meisten Besucher in Nürnberg sowie die meisten Radiohörer im Onlinevoting.

Eine Tour voller Gewinner

"Als ich den Text geschrieben habe, hätte ich nie damit gerechnet, dass es tatsächlich am Ende bis hierher ins Finale und dann bis ganz nach vorne reicht", erzählte der überglückliche Gewinner nach der Siegerehrung. Auch über seinen Preis, ein Schreibwochenende am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, freut sich der 27-Jährige aus Utting riesig: „Bis jetzt habe ich immer ziemlich autodidaktisch geschrieben, jetzt können mir bekannte Autoren Tipps geben und zeigen, wie's geht.“

Auch wenn nur einer die PULS Lesereihe gewinnen konnte, traurig musste an diesem Abend niemand sein. Alle Finalisten waren sich darin einig, dass allein schon die Nominierung für die Lesereihe sowie der Einzug ins Finale an sich ein Gewinn waren. Das gilt besonders für Magdalena Beck. Die Etappensiegerin aus München hatte für die PULS Lesereihe ihren ersten Text überhaupt geschrieben und gemerkt, dass Schreiben ihr wirklich liegt. Trotzdem war sie ordentlich nervös vor ihrem zweiten Auftritt. Auf der Bühne ließ sie sich das aber nicht anmerken. Da war die 20-Jährige ganz in ihrem Element, als sie ihre Geschichte über eine dieser typisch betrunken-glücklich-verplanten Partynächte vortrug.

Drama, Revolution und Anarchie

Selmar Klein Lückenfüller

Ein bisschen Lampenfieber hatte auch Selmar Klein, unser Etappensieger aus Würzburg. Das hatte er aber schnell im Griff, schließlich hatte er vier Tage Zeit, sich innerlich aufs Finale vorzubereiten. Wir sind vor allem froh, dass Selmar sich überhaupt bei der Lesereihe beworben hat, fand er doch das Motto "Ein Tag am Yeah" einen großen Abturner, der für ihn so inspirierend war „wie zermatschte Banane unter der Schuhsole“. Glücklicherweise kam die Inspiration dann doch noch. Am Ende hatte der Student aus Bamberg das Motto in eine dramatische und bewegende Geschichte über einen asylsuchenden Flüchtling und einen der Bürokratie überdrüssigen Beamten verwandelt.

Benjamin Feiner Einen Tag Revolution

Benjamin Feiner, Lesereihe-Finalist aus Regensburg, ging mit unserem Motto nicht ganz so hart ins Gericht, dafür aber mit der Literatur an sich. "Literatur ist immer so brav. Literatur ist Anarchie und Chaos, sie soll aufmischen und aufrühren", forderte er vom Leserpult und setzte diesen Anspruch gleich in die Tat um: Benjamins Text ist wirklich nichts für Feinfühlige, es wird geflucht, geschimpft und von einer bluten Revolution geträumt – dazu passend Benjamins energiegeladener Auftritt. Der Anarchie war er damit schon sehr nahe.

Ein Lesereihe-Rekord für OK KID

Moritz Rech von OK KID Ein Tag am Yeah (PULS Lesereihe 2013)

Am Ende des Abends hieß es dann auch Abschiednehmen von unserer Tourband OK KID. Fünf Tage lang haben uns die Jungs tapfer durch Bayern begleitet und das geschafft, was noch keine Band auf der PULS Lesereihe geschafft hat: Jedes Bandmitglied hat seinen eigenen Text geschrieben und ihn vor Publikum vorgetragen. Am Freitag war das nach dem bewährten Schnick-Schnack-Schnuck-Auswahlverfahren noch einmal Moritz, der schon ein bisschen stolz war, seine Geschichte über eine Tablet- und Hashtag-verliebte Mutter noch einmal präsentieren zu dürfen.

Musik gab's am Ende natürlich auch. Soundsystem an, Jonas am Mic, das Publikum am Kopfnicken und der Bass wummerte nur so durch die Museumsgemäuer – schöner hätte der Abschluss nicht sein können! Und wir sehen OK KID ja bald wieder, denn mindestens einen Bayerntermin haben sie noch dieses Jahr...


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