Jugendliche treffen in Landshut ihre regionalen Europakandidaten.
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Zum ersten Mal Europawahl: Jugendliche treffen Kandidaten

In Landshut haben sich Erstwähler und Europakandidaten aus der Region getroffen. Ziel war, dass Entscheidungen an der Wahlurne bewusster getroffen werden können und junge Erwachsene mehr Vertrauen in die Politik bekommen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Dass sich Jugendliche und junge Erwachsene von der Politik sonst kaum vertreten fühlen, wird selbst auf der Veranstaltung deutlich, die genau das ändern will. Am Freitagabend sind in Landshut erstmals junge Erstwähler und die Europakandidaten der Region zu einer Diskussion zusammengekommen.

Politik - von Älteren für Ältere

Am Anfang steht die Frage: Fühlen sich junge Menschen von der Politik wahrgenommen? Das Ergebnis fällt eindeutig aus. Politik werde hauptsächlich von und für Ältere gemacht. "Das muss sich ändern", sagt ein Erstwähler – und erntet Zustimmung.

Die Hoffnung an diesem Abend ist groß: "Darauf, dass bei den Erstwählerinnen ein bisschen Begeisterung geschürt wird für Europa und die Demokratie", sagt Albina. Reinschnuppern, "ein paar Gesichter zu den Parteien" bekommen, darauf setzt Johanna. Besser einschätzen können, wen er wählen will, das erhofft sich Joscha: "Schließlich habe ich ja noch nie gewählt."

Es geht um die großen Fragen

Zusammen mit den Landshuter Europakandidaten geht es keineswegs um regionale Themen, sondern um die großen Fragen: Klimaschutz, Bürokratieabbau, Krieg in Europa, die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder auch der Umgang mit Fake News, Hass und Hetze – auf sozialen Netzwerken wie auch im echten Leben. Für Sebastian Beer (FDP) geht das nur mit Inhalten. Falsche Argumente müsse man zerpflücken, wie er sagt. Heiko Helmbrecht von der ÖDP sieht die Algorithmen sozialer Netzwerke als größtes Problem. "Überprüfbare Fakten können sich dort aktuell nicht durchsetzen."

Hilfe für die Ukraine

Breiter Konsens herrscht beim Rückhalt für die Ukraine. "Das sind junge Menschen wie wir alle, die dort gerade ihr Land und auch Europa verteidigen", sagt CSU-Kandidat Sebastian Kraft. Dass die Europäische Union nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Ursprung als großes Friedensprojekt hatte, dürfe dabei nie vergessen werden.

Trotz Rufen nach einer gemeinsamen EU-weiten Verteidigungspolitik: Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ist für FDP-Kandidat Beer kein Thema. Es gebe keine Strukturen, die Kasernen wurden dichtgemacht", sagt Beer. Ähnlich sieht das Grünen-Kandidat Maximilian Retzer im Bereich der Zivildienststellen: "Wir haben noch nicht einmal genug Plätze für diejenigen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren wollen." Mit Zivildienstleistenden das Pflegesystem zu retten, würde nicht funktionieren, so Retzer.

Erstmals dürfen 16- und 17-Jährige wählen

Wehrpflicht oder Zivildienst: Zwei Themen, die besonders junge Erwachsene betreffen würden. Zum ersten Mal dürfen in diesem Jahr bei der Europawahl auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. In Bayern sind das nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik etwa 220.000 junge Menschen. Bundesweit sind es etwa 1,4 Millionen. Sie rücken damit auch erstmals in den Mittelpunkt des Wahlkampfs.

Politik soll für junge Menschen in Fokus rücken

"Politik wird ja - leider - immer eher für diejenigen gemacht, die wählen dürfen. Wenn jetzt mehr junge Menschen wählen dürfen, kommt das auch stärker in den Fokus der Politik. Dann müssen auch mehr Angebote für sie kommen, damit sie zur Wahl gehen und eine Partei wählen, die junge Menschen auch erreichen will", erklärt Grünen-Kandidat Retzer. Sebastian Kraft von der CSU ergänzt: "Die digitale Kommunikation ist da natürlich sehr wichtig. Aber entscheidend ist auch der Austausch, die Diskussion untereinander, der respektvolle Umgang. Dass man also mit Argumenten abwägt, diskutiert und gleichzeitig auch die Meinungen deutlich macht."

Bewusster eine Entscheidung an der Wahlurne treffen

Laura Wisniewsky vom Kreisjugendring Landshut hat deswegen die Diskussion zwischen Kandidaten und Jugendlichen angeregt: "Es ist das Ziel, im Gespräch ein Miteinander zu erarbeiten. Dass die Jugend das Gefühl hat, auf eine konkrete Frage auch eine konkrete Antwort zu bekommen."

Antworten, die Jugendlichen helfen sollen, ihre Entscheidung an der Wahlurne bewusster treffen zu können. Aus ihrer Sicht ist das in Landshut gelungen, fasst Erstwählerin Johanna zusammen: "Meine Favoriten haben sich jetzt herauskristallisiert. Und auch Parteien, denen ich weniger zustimme." Ihrer Wahlentscheidung sei sie einen Schritt nähergekommen.

Ob es auch den Europakandidaten gelungen ist, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu vermitteln, dass sie deren Belange ernst nehmen, bleibt abzuwarten. Der 9. Juni wird zeigen, welcher Partei und welchem Kandidaten die 16- und 17-Jährigen in Deutschland mehrheitlich ihr Vertrauen schenken.

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