München - Ein Regionalzug von GoAhead und ICE der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof.
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München - Ein Regionalzug von GoAhead und ICE der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof.

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Fahrplanwechsel der Bahn unter angespannten Bedingungen

Der Fahrplanwechsel am Sonntag bringt neue Abfahrtszeiten und Preise, teils auch ein höheres Platzangebot und dichtere Takte: mehr ICE auf der Strecke nach Berlin, mehr Züge in Franken sowie einen größeren MVV - jedoch unter angespannten Bedingungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Mehr Züge, bessere Verbindungen - das soll auch in diesem Jahr ein Effekt des Fahrplanwechsels bei der Bahn in Bayern sein. Es gibt vielerorts Veränderungen: neue ICE, die in die Flotte der Bahn integriert werden, auch neue Doppelstockzüge im Franken-Thüringen-Express.

Der Fahrplanwechsel findet in einer angespannten Zeit statt. Die Deutsche Bahn hat im Fernverkehr eine Pünktlichkeit von kaum über 60 Prozent, die Nahverkehrszüge sind voll. Mit dem Winter kommt die Bahn schlecht zurecht und der Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft ist noch lange nicht gelöst. Auch die Fahrpreise steigen bei der DB und den Verbünden. Der Fahrplanwechsel erlaubt dabei den Blick nach vorn, auf neue und bessere Angebote.

Mehr ICE-Sprinterzüge auf Pendlerstrecke München-Berlin

Es gibt mittlerweile viele Berlin-Pendler mit der Bahn. Dem trägt der Konzern Rechnung mit mehr ICE-3-Zügen in Doppeltraktion (Technik, bei der zwei Triebzüge zusammengespannt werden). Das mache sich bemerkbar, so DB-Sprecherin Kathrin Kratzer. "Wir bieten bis zu 25 Prozent mehr Sitzplätze an, auch bei der Anzahl der Sprinter-Verbindungen erhöhen wir: pro Tag je Richtung auf bis zu 14, das heißt, dann sind doppelt so viele unterwegs wie bisher und tagsüber nahezu stündlich. Werden die Züge über Leipzig dazu gezählt, kommt die Bahn so beinahe auf einen Halbstundentakt zwischen München und Berlin." Die Fahrzeiten mit den Sprintern liegen unter vier Stunden aus München und bei 2 Stunden und 45 Minuten aus Nürnberg, wenn sie fahrplanmäßig unterwegs sind - und nichts dazwischen kommt.

Gewerkschaft EVG: Bahn muss zuverlässiger werden

Martin Burkert, Chef der Bahngewerkschaft EVG, Vorstand der Allianz pro Schiene und Bahnaufsichtsrat, lobt die Ausweitung des Angebots. Wenn die Verkehrswende geschafft werden soll, müssten mehr Menschen mit der Bahn fahren. Aber: Damit das attraktiv wird, müsse die Bahn zuverlässiger werden und weniger störanfällig, so die Forderung.

Teilweise marode Infrastruktur

Auch der Nahverkehr auf der Regionalstrecke RE1 zwischen München und Nürnberg war mal angetreten als Deutschlands schnellster. Doch weil die Skoda-Züge immer noch nicht zuverlässig fahrbereit sind, muss die Bahn alte Regionalzüge fahren lassen, um die Bestellung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zu erfüllen. Die können aber nicht auf der Schnellfahrstrecke zwischen Kinding und Allersberg fahren, sondern müssen die Strecke über Roth nehmen, wo sie länger brauchen.

Umfangreiche Verbesserungen in Nordostbayern

Das Regionalzugangebot in Oberfranken, der Oberpfalz und dem östlichen Mittelfranken wird durch Betriebsaufnahmen in fünf Regionalverkehrsnetzen deutlich ausgebaut. Die Verbesserungen in den einzelnen Netzen sind laut BEG so aufeinander abgestimmt, "dass sich ein Angebot aus einem Guss ergibt". Stündlich schnelle Regionalexpress-Verbindungen auf der Oberfrankenachse zwischen Bayreuth/Hof und Bamberg/Coburg sowie mehr Regionalbahnen auf den Zweigstrecken sorgen für einen neuen Bayern-Takt in der Region. Auf mehreren Strecken kommen neue und modernisierte Züge zum Einsatz für mehr Reisekomfort, Platzkapazität und Barrierefreiheit.

Franken-Thüringen-Express mit neuen Doppelstockwagen

Neue Doppelstockfahrzeuge sind im Einsatz im Verkehr zwischen Bayern und Thüringen. Die Bahn setze ab Fahrplanwechsel ganz neue Züge des Herstellers Siemens ein, betont die Bahnsprecherin. "Die sind bis zu 160 Kilometer pro Stunde schnell. Sie haben 380 Sitzplätze, 36 Stellplätze für Fahrräder. Sie haben W-LAN und auch ganz moderne Fahrgast-Informationsanlagen."

Von daher würden sie ein ganz besonderes Erlebnis für die Fahrgäste des Franken-Thüringen-Express bieten, ist die Bahn überzeugt. Das lobt auch der Fahrgastverband Pro Bahn. Auch wenn dieser Fahrplanwechsel möglicherweise kein großer Wurf sei, so enthalte er doch viele kleine Verbesserungen, sagt Lukas Iffländer, Vorsitzender von Pro Bahn in Bayern.

Video: Platzmangel im Zug

Viele Menschen wollen in einen Zug einsteigen.
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Platzmangel im Zug.

Stundentakt München-Hof und München-Prag

Künftig fahren von Anfang an getrennte Züge die Strecken München-Hof und München-Prag. Das dürfte für mehr Pünktlichkeit an den Zwischenhalten wie Landshut, Regensburg Schwandorf oder Weiden sorgen. Der gemeinsame Zug, der in Schwandorf geteilt, beziehungsweise in der Gegenrichtung dort zusammengekoppelt wurde, ist damit Geschichte.

Der Alex der Länderbahn fährt nur noch zwischen München und Prag, DB Regio übernimmt die Strecke zwischen München und Hof. Beide Züge sorgen jetzt für eine stündliche Direktverbindung auf der Strecke Schwandorf-München. Pro Bahn lobt, dass der gesamte Verkehr damit weniger störanfällig und insgesamt verlässlich werde.

MVV und VGN werden größer - Gewinn für Oberbayern und Franken

Zum Jahresende wachsen die beiden größten Verkehrsverbünde in Bayern deutlich. Dadurch sollen viele Fahrgäste künftig von einfacheren, durchgängigen Tarifen profitieren. Es werde für viele billiger. Der MVV wird bereits mit Fahrplanwechsel am 10. Dezember erweitert: Dazu kommen der südliche Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, die Landkreise Miesbach und Rosenheim sowie die kreisfreie Stadt Rosenheim.

Beschlossen, aber noch nicht umgesetzt ist die Erweiterung in Franken: Am 1. Januar 2024 soll der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) wachsen: Ab diesem Tag gelten die Verbundangebote auch in den Landkreisen Coburg, Hof, Kronach, Kulmbach und Wunsiedel im Fichtelgebirge sowie in den kreisfreien Städten Coburg und Hof. Damit wird künftig neben Mittelfranken auch ganz Oberfranken durch den VGN abgedeckt. Ebenfalls neu hinzu kommt der Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz.

Ein-Euro-Fahrrad-Ticket wird eingeführt - mit vielen Ausnahmen

Künftig soll es auch leichter werden, ein Fahrrad mitzunehmen in Regionalzügen und S-Bahnen - und vor allem günstiger. Dazu hat die BEG ein Ticket vorgelegt, das ab dem Fahrplanwechsel verkauft werden soll. Das "Bayerische SPNV-Ticket Rad" - kurz: BaSTi (R) - oder eben einfach Ein-Euro-Fahrradticket. Es kostet einen Euro pro Strecke, egal wie weit man fährt und wie oft man umsteigt.

In vielen Regionalzügen wird es anerkannt, allerdings nicht auf den beliebten Stecken von München nach Nürnberg oder in die Ausflugsgebiete an den oberbayerischen Seen. Außerdem gibt es eine Sperrzeit im Berufsverkehr: Das BaSTi (R) ist erst ab 9 Uhr gültig. Vom Verkehrsministerium heißt es, dass das Angebot bei jeder Ausschreibung zur Bedingung gemacht werden soll. Auch in den Verbünden soll es gelten und weniger Einschränkungen haben.

Lob für das neue Ticket gibt es vom ADFC und den Fahrgastverbänden. Dort wo es ausgeschlossen ist, könnten meist sowieso keine Fahrräder mitgenommen werden - einfach, weil die Züge so voll sind. Dass es an der Kapazität fehlt, kritisiert auch Lukas Iffländer von Pro Bahn. Er nennt aber als Vorteil den Druck, der durch so ein Ticket aufgebaut werde und erinnert daran, dass vor allem das 49-Euro-Deutschlandticket mehr Menschen in die Regionalzüge gelockt habe.

Ticketpreise steigen deutlich

Die Bahn erhöht ihre Tarife beim Flexpreis um rund fünf Prozent. Aber dafür soll es künftig durch Frühbuchung auch billigere Flexpreis-Tickets geben. Flexpreis ist der Preis, den alle zahlen, die keine Bahn-Card und keinen Sparpreis haben. Er ist streckenabhängig und hieß früher Normalpreis.

Auch die Verbünde werden teurer: Beim Münchner MVV über vier Prozent im Durchschnitt, beim VGN sind es mehr als sieben Prozent und beim AVV in Augsburg sind es sogar 12 Prozent.

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